Sind Kind und Karriere miteinander vereinbar?
Frauen machen sich dazu viele Gedanken. Der Ausgangspunkt ist: Will ich Kind und Karriere gemeinsam unter einen Hut bringen? Geht das überhaupt? Oder muss ich mich für Kind oder Karriere entscheiden?
Auf diese Fragen gibt es nicht DIE richtige Antwort. Vielmehr hängt sie stark von den persönlichen Wünschen und vom beruflichen Umfeld ab. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat in verschiedenen Umfragen und Studien gezeigt, dass es für Frauen nach wie vor viel schwieriger ist als für Männer, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen: Die meisten Frauen mit Kinderwunsch müssen Abstriche in der eigenen Karriereplanung hinnehmen. Wir geben Denkanstöße, damit Sie für sich den besten Zeitpunkt für die Familienplanung herausfinden können.
Aber fangen wir vorne an:
Der richtige Zeitpunkt
Von absolut ungeplanten Schwangerschaften einmal abgesehen, machen sich viele Frauen Gedanken über den richtigen Zeitpunkt für ein Baby. Immerhin sollte es ja den persönlichen Meilensteinen nicht im Wege stehen.
„Nach dem Studium/
„Ich möchte erst ein gesichertes Einkommen haben …“
„Ich bin noch nicht lange genug mit meinem Partner zusammen.“
„Erst die Probezeit im neuen Job überstehen …“
„Noch dieses eine große Projekt beenden, dann …“
… Sie sehen: Kaum ist ein Meilenstein geschafft, gibt es schon wieder den nächsten Grund den Kinderwunsch zu vertagen. Denn seien wir ehrlich: Den richtigen Zeitpunkt für ein Baby zu planen ist für die meisten kaum möglich. Irgendeinen Grund wird es immer geben, warum eine Schwangerschaft gerade ungünstig ist. Häufig sind das materielle Sorgen, also ob man sich zum Zeitpunkt ein Kind überhaupt leisten kann. Jedoch: wenn Frau zu lange wartet, ist es irgendwann auch einfach zu spät. Sie können den Kinderwunsch also auch zerplanen. Vielmehr passt man die Umstände an, wenn der Nachwuchs erst einmal unterwegs ist.
Erst Kind, dann Karriere
Bereits in jungen Jahren eine Familie zu gründen ist biologisch gesehen der richtige Weg. Die Chance auf natürlichem Weg schwanger zu werden ist zu Beginn der Zwanziger deutlich höher als zu Beginn der Dreißiger und noch später. Zudem ist der Nachwuchs schon aus dem gröbsten raus, wenn die Ausbildung oder das Studium beendet ist. Dann lässt sich die Karriereleiter viel zielstrebiger erklimmen. Doch entscheiden sich nur sehr wenige Frauen bewusst für eine frühe Schwangerschaft. Hauptgrund ist neben instabilen Partnerschaften vor allem die schwierige finanzielle Situation. Jedoch ist eine gewisse Unterstützung mit Geld und zeitlichen Freiräumen vom Staat gewährleistet; hier gibt es eine Übersicht zum Einstieg.
Erst Karriere, dann Kind
Für die meisten Frauen ist es die Wunschvorstellung, das Baby nach dem Karriereaufstieg zu bekommen. Sie bauen sich einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen auf, um die nötigen Sicherheiten für eine sorgenfreie Erziehung zu haben. Doch die biologische Uhr tickt. Entgegen landläufiger Meinungen sinkt die Chance einer Frau auf eine natürliche Schwangerschaft bereits ab Mitte zwanzig beständig – also gerade in den Jahren, in denen viele Menschen heute den Grundstein für eine erfolgreiche Berufslaufbahn legen wollen. Aber Vorsicht: Je älter eine Frau ist, umso mehr Komplikationen können bei einer Schwangerschaft auftreten. Dies stellt allerdings für viele ein lohnendes Risiko dar, wenn nur die persönlichen und sozialen Umstände dann eher den eigenen Vorstellungen entsprechen. Wir haben hier einige Hinweise für späte Mütter zusammengetragen.
Ein Beispiel für die aufwändige aber erfolgreiche Kombination von Kind und Karriere zeigt dieser Bericht über eine selbständige Mutter mit arbeitendem Partner:
Haben Sie schon von Sozial Freezing gehört?
Ein moralisch umstrittenes Verhalten legen Unternehmen an den Tag, die ihren Mitarbeiterinnen das „Social Freezing“ anbieten. Hinter dem Begriff des „Freezings“ verbirgt sich ein Verfahren, bei dem einer Frau im gebärfähigen Alter nach einer speziellen Hormontherapie Eizellen entnommen und für eine spätere Verwendung eingefroren werden. Ursprünglich wurde der Eingriff aus medizinischen Gründen entwickelt, um Frauen mit schweren Krankheiten einen späteren Kinderwunsch mit eigenen, unbeschädigten Eizellen zu erfüllen. Durch die vorherige Entnahme bleiben die Eizellen unbeeinträchtigt von den Nebenwirkungen radikaler Therapien.
„Social“ wird der Eingriff, wenn er ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt wird. Obwohl es verschiedene Faktoren gibt, die für oder gegen Social Freezing sprechen, sehen doch viele Frauen darin eine Chance, erst die Karriere aufzubauen und dann die Familienplanung in Angriff zu nehmen.
Hierin erkannten manche große Firmen schnell ein Potential und bieten die Übernahme der Kosten für eine solche Behandlung an, die beachtliche 4.500 € schnell übersteigen können. Damit kann die Arbeitskraft junger Frauen in ihren besten Jahren für das Unternehmen erhalten werden. Gleichzeitig kann aber auch der Kinderwunsch zu einem späteren Termin erfüllt werden. Kritiker sehen darin allerdings die langfristige Bindung weiblicher Arbeitskräfte an das Unternehmen, da die Kostenübernahme beim Arbeitgeberwechsel, möglicherweise verbunden mit besserem Gehalt, wohl kaum gewährleistet ist.
Karrierezwischenstopp: Kind
Muss ein Kind denn zwangsläufig einer Karriere im Weg stehen? Nicht unbedingt. Denn was oft unbeachtet bleibt: Viele Mütter entwickeln Qualitäten, die vorher nicht unbedingt auf dem persönlichen Lehrplan standen. Zum Beispiel lernt eine Mutter, sich und ihr Umfeld effizient zu organisieren, um in den wenigen kindfreien Stunden alles Nötige zu erledigen. Das sorgt für eine ganz neue Produktivität, von der nicht zuletzt die eigene Chefetage nach Wiedereintritt in den Beruf profitiert. Leider haben nur wenige Firmen dieses Potenzial bisher erkannt: Noch immer sehen viele Vorgesetzte mögliche Ausfallzeiten durch die Betreuung kranker Kinder als zentrales Thema. Zita van Dijk schrieb ein aufmunterndes Plädoyer, in dem sie Frauen dazu aufmuntert, sich im Kampf um Kind und Karriere nicht geschlagen zu geben.
Scheuen Sie sich nicht, ein wenig Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Sie Kind und Karriere sehr wohl vereinbaren können und wollen.
Unterstützung vom Arbeitgeber
Die Einstellung des Arbeitgebers kann durchaus Einfluss darauf haben, wann eine Frau sich für ein Baby entscheidet und wie sich das auf ihr späteres Arbeitsleben auswirkt. Manche sagen sogar: Die Vereinbarkeit von Kind und Karriere steht und fällt mit der Flexibilität des Betriebs.
Es gibt sehr familienfreundliche Unternehmen. Sie unterstützen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, indem sie eigene Betreuungsmöglichkeiten für Kinder anbieten. Oder sie haben eine großzügige Firmenpolitik bei Arbeitsausfall durch Krankheit des Nachwuchses. Oder sie ermöglichen Alternativen zur regulären Präsenzzeit im Büro. Vielleicht bieten sie sogar Jobsharing an. Sicher haben Sie schon bei Kolleginnen gesehen, wie es ihnen nach der Elternzeit in der Firma erging. Reden Sie mit ihnen, um sich ein Bild zu machen.
Machen Sie sich auch vorher schlau, welche Möglichkeiten Ihnen für eine Rückkehr in den Job geboten werden. Den Erkenntnissen der Robert-Bosch-Stiftung zufolge wünschen sich viele einen Wiedereinstieg mit Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit für Home Office oder Ersatzbetreuung für Kinder, falls die reguläre Tagesbetreuung ausfällt. Kurzum: Klären Sie vorher mit Ihrem Arbeitgeber, welche Variante Ihren und den Vorstellungen der Firma am nächsten kommt. Sie werden sicher eine zufriedenstellende Lösung finden.
Ein fantastisches Konzept hat sich ein StartUp in Frankfurt ausgedacht. Sie bieten Büroräume zur Anmietung, in denen Mütter und Väter mit ihrem Kind arbeiten können. Vielleicht gibt es so etwas auch schon in Ihrer Nähe als weiteren Lösungsweg?
Wenn Beruf und Familie schwer vereinbar sind
Am anderen Ende der Skala stehen Firmen, die scheinbar eher den Arbeitskraftausfall primär von Müttern im Visier haben. Hinweise darauf können bereits beim Einstellungsgespräch auffallen. Viele junge Frauen werden zum Beispiel im Interview nach ihrer Familienplanung gefragt. Derartige Fragen sind unzulässig und müssen nicht beantwortet werden. Sie werden aber trotzdem häufig gestellt, um die Einsatzbereitschaft herauszufinden oder ob man sich bald um eine Schwangerschaftsvertretung kümmern muss.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass ihr derzeitiges Unternehmen Ihr Bestreben unzureichend unterstützt, schauen Sie sich doch mal auf der Homepage von genderdax um. Das Projekt hat sich auf die Förderung von Betrieben spezialisiert, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Es bietet zudem eine Plattform, um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen.
Klären Sie rechtzeitig die Fronten, um unangenehmen Überraschungen vorzubeugen.
Kind und Karriere – eine Definitionssache?
In unserer heutigen Leistungsgesellschaft gehört es zum guten Ton, nach einer imposanten Karriere zu streben, da Führungspositionen und höheren Gehaltsklassen wichtige Statussymbole im sozialen Gefüge darstellen. Eine Karriere als erfolgreiche Businessfrau ist das, was die Gesellschaft erwartet. Dann noch Kinder großzuziehen ist jedoch auch deutlich anspruchsvoller als ein einfacheres Leben. Der Erfolgsdruck sorgt für Stress im Familienmanagement, wie dieser Artikel den Grundtenor der letzten Jahre schildert.
Doch ist es lohnenswert, selbst ständig an der eigenen Belastungsgrenze zu sein? Ist es gesellschaftliche Pflicht, dass Mütter und Väter mit Schuldgefühlen kämpfen müssen, weil sie das Gefühl haben, weder richtig für den Job noch für die Familie da sein zu können? Ist es verwerflich, nicht die ganz großen Ziele zu haben aber dafür ein erfülltes Leben, in dem Mütter, Partner und Nachwuchs glücklich sind? Man bekommt den Eindruck, dass ein normaler Job, der Spaß macht und ein einfaches Leben finanziert, viel zu wenig sei. Dabei ist das der Alltag der meisten Frauen und Paare.
Besinnen Sie sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Karriere, das einfach nur die Laufbahn, den Werdegang im Leben bezeichnet, und lassen Sie sich nicht durch Druck von außen verunsichern.
Beruf: Mutter
Der Wunsch einer Frau, sobald wie möglich nach der Elternzeit wieder in der beruflichen Karriere durchzustarten ist genauso legitim wie der Wunsch einer Frau, die gerne so lange wie möglich zu Hause bleiben möchte, um für ihr Kind da zu sein und die wertvollen und unwiederbringlichen ersten Jahre voll auszukosten. Aber nur wenige Mütter können sich diesen Luxus leisten, sondern müssen aus der finanziellen Situation heraus schnellstmöglich wieder erwerbstätig werden. Sollten Sie also in der glücklichen Lage sein, sich eine längere Babypause gönnen zu können und das auch wollen, genießen Sie sie und lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen.
Fazit
Für alle Wege wird es immer kritische Mitmenschen geben, die Müttern einreden wollen, der gewählte Weg sei falsch. Dass sie dazu kein Recht haben, wollen diese Leute zumeist nicht hören. Während vor 50 Jahren das Hausfrau- und Mutterdasein noch die traditionelle Rolle einer Frau war, muss man sich heutzutage in der Gesellschaft sehr dafür rechtfertigen, freiwillig diesen Weg gehen zu wollen. Zudem spielen die historisch gewachsenen unterschiedlichen Leitbilder in der Einschätzung noch eine, wenn auch abnehmende, Rolle: während in den alten Bundesländern das Dasein als Hausfrau und Mutter eher akzeptiert wird, gilt in den neuen Bundesländern die Berufstätigkeit als Norm. Dennoch sind Frauen in Führungspositionen selten. Mütter ganz oben auf der Karriereleiter sind sogar eine Rarität. Wenn es wirklich Ihren innersten Bedürfnissen entspringt, sollten Sie alles daran setzen, diesen Zustand zu ändern. Wenn es nur von Ihrem Umfeld von Ihnen erwartet wird, sollten Sie Ihre Ziele überdenken.
Welchen Weg Sie auch einschlagen wollen: klären Sie vorher mit Ihrem Partner die eigenen Wünsche und Vorstellungen ab. Versuchen Sie, Kompromisse zu finden, bei denen keiner gänzlich auf die Erfüllung seiner Träume verzichtet. Vielleicht müssen diese reorganisiert und vertagt werden, aber auf keinen Fall aufgegeben! Durch gemeinsames Teamwork und ehrliche Ziele können auch Sie Kind und Karriere meistern!
Weiterführende Links
- So klappt es mit der natürlichen Familienplanung
- Erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft